Eine glanzvolle Prüfung
Oktober 2008
Wir gratulieren Herrn Geom. Siegfried Graf aus Klobenstein am Ritten zu seiner bestens bestandenen Abschlussprüfung zum Wanderrittführer.
Die achtköpfige, buntgemischte Reitergruppe hat unter der Führung von Herrn Graf im ‚Parco Alto Garda’ in der Lombardei fünf herrliche Tage verbacht.
Nach einer etwas abenteuerlichen Anfahrt, die mit Pferdeanhänger nur von einem geländetauglichen Fahrzeugen mit Reduktionsgetriebe zu schaffen ist, wurden wir am Reiterhof ‚Scuderia Castello’, nähe der Ortschaft Gaino, ein paar hundert Höhenmeter über dem Gardasee, von Frau Silvia und Herrn Giovanni freundlich begrüßt. Nachdem die Pferde untergebracht waren, erfreuten wir uns an einem spritzigen Begrüßungstrunk genauso, wie an der herrlichen Aussicht zum Gardasee und der mächtigen Bergkulisse des ‚Parco Alto Garda’.
Die Unterkunft am Gehöft war für Pferd und Reiter bestens und nach einer ausführlichen Rittbesprechung und Beantwortung aller Fragen servierte uns Frau Silvia ein köstliches Abendessen.
Doch nun zum Ritt:
Die Route, die durchwegs längs der alten Grenze zur österreichisch-ungarischen Monarchie verlief, war –wie aus der detaillierten Ausschreibung ersichtlich- für Pferd und Reiter sehr anspruchsvoll.
Das Geläuf war sehr hart, lange Strecken führten über scharfkantiges Kalkgestein, abschüssige, rutschige Betonrampen, schmale, ausgesetzte und äußerst steile, felsbesetzte Pfade. Eine ausgezeichnete Kondition der Pferde, eine enorme Trittsicherheit, Mut und Nervenstärke waren absolute Voraussetzung, um diese einmalig schöne Tour schadlos zu überstehen.
Aber alle Reiter hatten sich und ihre Pferde bestens darauf vorbereitet, sodass der ganze Wanderritt zu einem unvergesslich schönen Erlebnis wurde. Und auch die Leihpferde aus der ‚Scuderia Castello’ waren bestens ausgebildet und trainiert. Harte, zuverlässige Maremmani und Tolfetani mit beispielhaft gepflegtem Sattel- und Zaumzeug und einem vorbildlichen, geländetauglichen Beschlag.
Herr Graf führte sehr umsichtig, machte stets rechtzeitig auf alle Schlüsselstellen aufmerksam und gab klare Anweisungen, damit diese auch gut gemeistert werden konnten. Sein Zeitplan konnte präzise eingehalten werden, es kam nie zu irgendwelchen Verzögerungen.
Er hat sich bei der Rittvorbereitung in diesem ihm unbekannten Gebiet große Mühe gemacht, um der Gruppe die Besonderheiten dieser verlassenen Gegend näher zu bringen.
Es schien uns, als ob in dieser Gegend die Zeit stehen geblieben wäre...Hütten in denen noch am offenen Feuer gekocht wird, Frauen, die ihre Wäsche noch am Dorfwaschbrunnen waschen, oder die Baumstämme an einem über den gekrümmten Rücken gespannten Seil aus dem Wald ziehen, sind sicherlich Bilder, die genauso wenig vergessen werden, wie die alten Kriegsschauplätze. Meist wie Adlerhorste in die Felsen gebaut.
Die Gastfreundschaft der Menschen sucht wohl ihresgleichen. Wir sind überall mit ehrlicher Herzlichkeit aufgenommen worden, ob in der primitivsten Almhütte oder im Schutzhaus der ‚Alpini’, der Gebirgstruppe des italienischen Heeres, und überall durften wir die schmackhafte Küche dieser Gegend in vollen Zügen genießen. Da auch die einfachsten Speisen liebevoll zubereitet waren, war jedes Essen ein Festessen.
Für die Pferde hat Herr Graf unterwegs taugliche Notunterkünfte organisiert, die auch bei schlechtem Wetter den Pferden den nötigen Schutz geboten hätten...aber der Wettergott, hat es mit uns gut gemeint, er hat nur ein paar mal gedroht...
Wie haben wir uns nach langen Wegabschnitten gefreut, als uns Trossfahrer Massimo irgendwo in der freien Landschaft, wo sich grad mal unser Pfad mit einem befahrbaren Werg kreuzte, mit einem Erfrischungsgetränk und ein paar Pizzaschnitten überraschte oder als uns entlang des Weges zwei Frauen aus einem nahegelegenem Dorf auf einem mit ein paar Bretter improvisierten Tisch ein paar Oliven, getrocknete Tomaten und eingelegte Zwiebel zu einem würzigen Pinot Bianco aufwarteten.
Viel erfuhren wir von Herrn Graf auch über Land und Leute und deren Geschichte. Ein kultureller Höhepunkt war sicherlich der Besuch beim ‚Consorzio Forestale della Valvestino’. Der Vortrag über die Tätigkeit dieses engagierten Forstkonsortiums war für alle Rittteilnehmer hochinteressant. Besonders auch für die Rittteilnehmerin Frau Claudia Dr. Nocker, vom Südtiroler Amt für Land- und Forstwirtschaft. Und gefreut hat es uns Reiter natürlich, dass diese Forstleute sich alle Mühe geben, damit Reiter in diese Gegend kommen, um sie ein bisschen zu beleben und den Menschen, die noch hier geblieben sind, einen kleinen Zuverdienst bringen.
An Unterhaltung hat es an den Abenden, trotz der Müdigkeit auch nicht gefehlt.
Es wurde Gitarre gespielt, gesungen und gescherzt und beim Spiel der steirischen Ziehharmonika auch mal das Tanzbein geschwungen.
Die fünf Tage verliefen harmonisch, die Menschen haben sich wohl gefühlt und der Prüfer konnte mit großer Zufriedenheit Herrn Siegfried Graf zu seiner vorbildlichen Leistung gratulieren.
Wir bedanken uns für die gute Zusammenarbeit bei Herrn Giovanni Zambiasi, dem technischen Leiter der FITETRECANTE der Region Lombardei, bei Frau Silvia und all den Mitarbeitern der Scuderia Castello, beim verlässlichen Trossfahrer Massimo, bei der ANA/Alpinitruppe, beim Consorzio Forestale della Valvestino, bei Margerita und Fioravante aus Denai, bei Felicita und Agostino aus Moerna und bei den Wirtsleuten in Costa/Caminetto, in Persone/Antica Trattoria Pace, in Campei de Sima/Tabi.
Ein Dank auch an die Schmiede, die exzellente Arbeit geleistet haben. Die Beschläge hielten der enormen Belastung stand, sie waren zwar am Ende der Tour trotz Hartmetallstifte ‚glattrasiert’, aber bis auf ein paar weggescheuerte Nägelköpfe, ausgerissene Harmetallstifte und ein gelockertes Eisen gab es keine Probleme. Überrascht waren die Rittteilnehmer von der hervorragenden Eignung eines Duplobeschlages, dem man die ganze Tour überhaupt nicht anmerkte und der dem Pferd in diesem schwierigen Geläuf, das Laufen leicht machte.
Nicht zuletzt bedanken wir uns bei den Ausbildern, die Herrn Siegfried Geom. Graf auf seinem Weg zum Wanderrittführer unterstützt haben; stellvertretend für alle möchten wir Bärbel und Heiner Sauter aus Bayern nennen.
Ein Dank auch an alle Rittteilnehmer für ihre Kameradschaft, ihre gute Laune, ihre Ausdauer und ihr pferdeschonendes Reiten. Hervorheben möchten wir an dieser Stelle den beispielhaften leichten Sitz der Frau Hildegard aus dem Gadertal und den Mut der jungen Sophie aus Hamburg, die sich ‚die Flachländerin’ keinen Augenblick anmerken ließ.